Die Bestattungskultur des Judentums

Was passiert vor und nach dem Tod, wie findet die Beerdigung statt und was für ein Grab gibt es für Juden?

Das Judentum ist die älteste Religion, die nur an einen Gott glaubt. Es ist 1.800 v.Chr. in Israel entstanden. Eine genaue Bestimmung, wie viele Juden es weltweit gibt, ist schwierig, weil davor die umstrittene Frage steht, wer ein Jude ist. Man wird als Jude geboren, wenn die Mutter Jüdin ist. Nichtjuden ist es jedoch möglich, überzutreten. Es gibt zudem verschiedene Strömungen.

Juden glauben an ein Leben im Jenseits. Wer den Tod nahen sieht, bereitet sich mit Gebeten und Sündenbekenntnissen vor. Wegen der Ungewissheit des Todeszeitpunktes lehrt der Talmud, sozusagen die Auslegung der Thora und der Gesetze, jeden Augenblick mit gutem Gewissen und ohne Schande für andere zu leben.
Hat man sich mit einer Feder auf der Oberlippe vom Tod überzeugt, wird dieser durch den Spruch: „Gepriesen sei, der richtet in Wahrheit!“ verkündet. Die Augen des Verstorbenen werden zugedrückt. Damit der Mund geschlossen bleibt, wird der Kopf mit einem Tuch umwickelt und auf ein Kissen gelegt. Die Füße zeigen in Richtung der Tür, aus der der Leichnam später getragen wird. Die Totenwache ist ein fester Bestandteil des Rituals und ein Zeichen des Respekts. Bis zur Beerdigung wacht immer jemand bei dem Verstorbenen. Am Kopfende brennt dabei eine Kerze. Alle Spiegel werden verhängt, um nicht zwei Tote zu sehen. Um den Nachbarn den Tod ohne Worte zu signalisieren, wird jegliches stehende Wasser im Haus ausgegossen, da der Todesengel in diesem das Schwert spülte.

Die Zeit bis zur Beerdigung

Bestattungen sind im Judentum nicht ausschließlich Sache der betroffenen Familien. Die Chewra Kadischa ist Bestandteil einer jüdischen Gemeinde und hat die Aufgabe, sich um Verstorbene und deren Familien zu kümmern. Die Mitglieder der Chewra Kadischa übernehmen ehrenamtlich die Vorbereitungen und Organisation der Beerdigung und die Betreuung während der gesamten Trauerzeit. Bei der Reinigung des Verstorbenen, der Tahara, wird nach festgelegten Bestimmungen mit lauwarmem Wasser gewaschen und dabei werden Worte aus der Thora, der hebräischen Bibel, gesprochen. Danach wird dem Gewaschenen ein schlichtes Sterbekleid, der Tallit, angezogen.

Die letzte Ehre für den Toten

Wie auch im Islam und orthodoxen Christentum ist im Judentum nur eine Erdbestattung erlaubt. Eine Verbrennung wird als schnelles, unnatürliches Entledigen eines geliebten Menschen gesehen. Weiterhin könnte der Körper dann nicht mehr in seinen ursprünglichen Zustand zurück kehren und „zu Erde“ werden. In Israel werden auch heute noch die Verstorbenen in Leichentücher gewickelt. Gesetze und Vorschriften verlangen jedoch z. B. in Deutschland meist einen Sarg. Als Kompromiss sollte dann möglichst ein weiches Holz zum schnelleren Zerfall verwendet werden.
Viele möchten in Jerusalem begraben werden, da bei der Ankunft des Messias die dort Beerdigten zuerst auferstehen würden. Juden, die nicht dort begraben werden, legt man ein Säckchen Erde aus Israel unter den Kopf. Diese Erde soll die Wirkung haben, die Sünden zu erlassen. Der Verstorbene sollte innerhalb von 24 Stunden beerdigt werden, spätestens drei Tage später. Am Sabbat und an einem Festtag darf keine Bestattung durchgeführt werden. Den Toten zum Grab zu begleiten, gilt als Mitzwa, als gute Tat.
Nach dem Absenken des schlichten Sarges wird die Abschiedsansprache, die Hesped, gesprochen. Ist der Sarg vollständig mit Erde bedeckt, sprechen die männlichen Hinterbliebenen das Kaddisch-Gebet. Die Anwesenden reißen ein Stück ihrer Kleidung als Zeichen der Trauer ein. In heutiger Zeit wird ersatzweise auch ein an der Kleidung angeheftetes Band abgerissen. Vor dem Verlassen des Friedhofs wäscht jeder sich die Hände, trocknet diese aber nicht ab, um die Erinnerung zu verlängern.

Nach der Beisetzung – die Zeit der Trauer

Am Tag der Beerdigung beginnt für die engsten Familienangehörigen die als Schiwa bezeichnete Trauerwoche. Es darf nicht gearbeitet, gebadet oder sich rasiert werden. Auch Haareschneiden, Make-up oder Geschlechtsverkehr sind verboten. Ebenso wie das Lesen in der Thora, da es Freude bereitet. Der Sabbat unterbricht die Schiwa, ein Festtag hebt sie auf, denn es gilt das Recht des Lebens über den Tod, der Freude über die Trauer.
30 Tage Schloschim folgen und für Eltern Awelut, das Trauerjahr. Nach dem Ablauf der jüdischen Trauerphasen ist eine Zurschaustellung der Trauer nicht mehr erwünscht. Zur Wiederkehr des Todestages brennt für 24 Stunden ein Licht. Ebenfalls nach einem Jahr stellt man am Kopf des Grabes den Gedenkstein auf oder legt eine Grabplatte auf das Grab.

Der Friedhof hat einen besonderen Stellenwert und darf nicht aufgelöst werden, da er auf ewig besteht. Gräber dürfen auch nicht neu belegt werden, um die ewige Totenruhe zu sichern. Jüdische Gräber werden nicht bepflanzt, um die Ruhe der Toten nicht zu stören. In der nomadischen Zeit schützte ein Steinhügel die Leichname vor Tieren. Deshalb trug jeder Stein zur Erhaltung des Grabes bei. Dieser Brauch wurde beibehalten. Zum Gedenken werden auch heute Steine auf das Grab gelegt: Blumen verwelken, Steine bleiben.

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